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Freiwilligenarbeit im Verein

von Stefan Del Fabro
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Der 5. Dezember ist der Internationale Tag des Ehrenamtes. Das ist ein guter Grund, die Freiwilligenarbeit im Verein unter die Lupe zu nehmen. Nimmt die Ehrenamtlichkeit ab? Oder ist das eine falsche, subjektive Wahrnehmung und es verschieben sich höchstens die Interessen? 

Warum die Freiwilligenarbeit im Verein im Wandel ist

Haben Vereine tatsächlich Schwierigkeiten, neue Leute anzuziehen? Ist die Freiwilligenarbeit im Verein auf dem Rückmarsch? Kommt die Ehrenamtlichkeit an ihre Grenzen? Oder ist das nur unbelegtes Gerede?

Die Zahlen sind eindeutig: Laut dem Schweizer Bundesamt für Statistik waren «2020 41% der Bevölkerung ab 15 Jahren ehrenamtlich tätig.» Das Gesamtvolumen der geleisteten Einsätze summiert sich auf 80 Mio. Arbeitstage. Das deutsche Bundesfamilienministerium kam für 2019 «auf 29 Millionen Menschen, die ehrenamtlich tätig gewesen sind». 

Geändert haben sich die Beweggründe

«Die Leute wollen nicht mehr einfach ‚etwas Gutes‘ tun», sagt Thomas Hauser, Geschäftsleiter von benevol Schweiz. «Die Ehrenamtlichen wollen Spass haben oder sie wollen mit anderen Menschen zusammen etwas bewegen.»

«Etwas bewegen» ist also eine Motivation. So überrascht es wenig, dass in der Freiwilligenarbeit im Verein Themen wie Umwelt/Nachhaltigkeit oder Migration zulegen: «Das Engagement von Freiwilligen ist eine wichtige, ergänzende Unterstützung für Menschen mit Fluchthintergrund», stellt die Kirchliche Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen KKF fest. «Die Freiwilligenarbeit im Asylbereich hat in den letzten Jahren wieder stark an Bedeutung gewonnen.»

«Der Ehrenamtliche macht es durchaus für sich»

Etwas anders sieht die Situation in Sportvereinen aus: «An vorderer Stelle steht, die eigenen Fähigkeiten zu erweitern und persönlich zu profitieren» kommt» folgert Professor Siegfried Nagel. Er ist Direktor des Instituts für Sportwissenschaft und Leiter Abteilung Sportwissenschaft III an der Universität Bern. Nagel betont in einem Interview mit dem Zürcher Kantonalverband für Sport ZKS: «Durch die Arbeit als Ehrenamtlicher kann man auch dem Arbeitgeber gegenüber dokumentieren, dass man sich über das normale Mass hinaus einsetzt.»

Auch Firmen und Arbeitgeber passen sich an. Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln IW kommt zu folgender Erkenntnis: «Immer mehr Firmen würden den Mitarbeitern Zeit zur Verfügung stellen, in der sie sich ehrenamtlich engagieren können. Dominik Enste ist Leiter des Bereichs Verhaltensökonomie am IW: «Unternehmen sehen, dass Menschen einen anderen Blick auf gesellschaftliche Aspekte erhalten. Das ist häufig auch für die Firmen sinnvoll.»

Boom oder Baisse?

Im ehrenamtlichen Engagement leiden die Vereine also nicht. Das Problem stellt sich eher eine Stufe höher. Immer mehr Vorstände geraten in Schwierigkeiten, geeignete NachfolgerInnen für ihre Ämter zu finden. So schalten Vereine teilweise sogar Inserate, um neue Vorstandsmitglieder anzusprechen. Tony Nüscheler von der Zürcher Genossenschaft Kalkbreite: «Die offene Ausschreibung hilft uns, neue Bewerbungen mit interessanten Profilen zu generieren. Das sind Leute, die sich ausserhalb unseres eigenen Netzwerkes befinden.»

Zurück zur Basis, zurück zum Internationalen Tag des Ehrenamtes, der am 5. Dezember gepflegt wird. Benevol-Chef Thomas Hauser stellt fest, dass sich «die Bereitschaft, sich auf Jahre, gar Jahrzehnte für einen Verein zu verpflichten, abgenommen hat.» Das müsse aber auch kein Problem sein, wenn sich die Vereine diesen veränderten Begebenheiten anpassten.

Wie erlebst du den Wandel? Hat sich die Freiwilligenarbeit im Verein verändert? Was ist deine Meinung? Wir freuen uns auf deinen Kommentar.

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