Home » Gewerbeverein – Auslaufmodell oder Modell-Verein?

Gewerbeverein – Auslaufmodell oder Modell-Verein?

von Stefan Del Fabro
0 Kommentieren

Immer weniger Handwerker.

Im Prinzip ist jeder Beruf ein Gewerbe. Darum gibt es auch viele Gewerbevereine. Sie wollen „günstige Rahmenbedingungen für unsere Gewerbe.“ So formuliert es zum Beispiel der Gewerbeverein Furttal

Braucht es den Gewerbeverein überhaupt noch?

Fakt ist: Es gibt viele Gewerbevereine – es gibt immer weniger Gewerbetreibende. Der Baubranche gehen allmählich die Handwerker aus, klagte der Schweizer Baumeisterverband bereits 2011 in der Handelszeitung. „Es fehlen Maurer, Bauführer, Schreiner, Zimmerleute, Gipser und Spengler.“

Acht Jahre später war es immer noch nicht besser. Der Blick titelte 2019: „In der Schweiz fehlen 42’778 Handwerker. Der Gesellschaft ist der Stellenwert der Handwerker offenbar viel zu wenig bewusst“.

Der Direktor des Gebäudetechnik-Verbandes Suissetec, Christoph Schaer, wurde im Text zitiert. Laut Schaer setzen viele Eltern beim Nachwuchs lieber auf ein Studium. «Das schreckt immer mehr Jugendliche von der Lehre ab». 

Warum gibt es Gewerbevereine?

Die viel gescholtene „Akademisierung“ schreitet voran. Schadet das den Gewerbevereinen? Wir haben uns online umgeschaut. 

  • Der Gewerbeverein Buchs im Kanton Aargau: «Wir wollen eine Drehscheibe zwischen Gewerbe, Wirtschaft und Politik sein.»
  • Gewerbe plus ist der Gewerbeverein von Feusisberg-Schindellegi-Wollerau im Kanton Schwyz: „Als Verein fördern und wahren wir die Interessen und den Zusammenhalt des lokalen Bau-, Handels- und Industriegewerbes wie auch der lokalen Dienstleistungs- und Gastronomiebetriebe. Dabei kommen auch der gegenseitige Erfahrungsaustausch und die Kameradschaft unter den Mitgliedern nicht zu kurz.“
  • Der Wirtschaftsraum Zürich-Nord „bezweckt den Zusammenschluss von Gewerbetreibenden, Handwerkern und Inhabern von Handels- und Dienstleistungsbetrieben.“
  • Der Gewerbeverein Oberkirch im Kanton Luzern: „Unser Verein bietet verschiedene Aktivitäten und fördert das Netzwerk unter den Mitgliedern.“

Viele Handwerker im deutschsprachigen Raum

Schaffe, schaffe Häusle bauen wird schwieriger, wenn Handwerker fehlen.

Die Frage, ob Gewerbevereine Auslaufmodell oder Boom-Vereine sind, ist schwierig zu beantworten. Denn da gibt es noch diese eindrücklich Zahlen: In Deutschland hat es mehr als eine halbe Million Handwerksunternehmen. 5,4 Millionen Personen erwirtschafteten 2019 einen Umsatz von 634 Milliarden Euro. In Österreich gilt jedes dritte Unternehmen als Handwerksbetrieb. Die etwa 92‘000 Betriebe machten 86,9 Milliarden Umsatz Euro (2016). 

Für die Schweiz gibt es keine vertieften Zahlen zum Handwerk. Der Schweizerische Gewerbeverband SGV meldet in seinem Jahresbericht 2021: „Der SGV vertritt 230 Verbände und 500‘000 KMU (=kleine und mittlere Unternehmen). 

Auch Gewerkschaften verlieren

Politisch stehen sich Gewerbevereine und Gewerkschaften diametral entgegen. Interessanterweise verlieren beide an Rückhalt. «Fast alle grossen deutschen Gewerkschaften haben Mitglieder eingebüsst– trotz all der Fragen, Sorgen und Kämpfe zum Thema Arbeit.»

Was ist deine Haltung? Bist du Mitglied in einem Gewerbeverein? Welchen Stellenwert hat dein Verein? Wir freuen uns über deinen Kommentar.

Kommentar schreiben

Nächster Artikel lesen