Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit. Aber nicht nur. Für zahllose Brauchtumsvereine ist der 1. Mai ein großer Festtag. Das Maibaum aufstellen und das Feiern unterm Maibaum ist oft die erste große Veranstaltung nach der Winterzeit.
Ein Zeichen für Kraft und Selbständigkeit
Der Brauch, einen Maibaum aufzustellen, ist seit 1535 in Nürnberg belegt. Meist ist es ein hoher Stamm einer Tanne oder Fichte mit belassener grüner Spitze und geschmücktem Kranz. Der bunt geschmückte Baum symbolisiert das Leben und die Fruchtbarkeit.
Insbesondere in Bayern ist der Stamm weiss-blau angestrichen. Er trägt eine Reihe von Tafeln, die auf örtliche Besonderheiten Bezug nehmen oder Wappen darstellen. Sehr oft wird am 1. Mai um den Maibaum herum ein fröhliches Dorffest gefeiert.
Der Maibaum gilt als Zeichen für die Kraft und Selbstständigkeit der Gemeinde. Das reizt dann die Nachbargemeinden, den zum Aufstellen bereitgestellten Maibaum zu stehlen. In der Regel wird der gestohlene Maibaum gegen reichlich Bier ausgelöst. Was bleibt, ist die Blamage des bestohlenen Dorfes.
Und dann kommen Micken und Schwalben zum Einsatz
Der Maibaumdiebstahl ist übrigens nicht versicherbar. Es handelt sich nicht um einen echten Diebstahl, sondern um Brauchtum. Daher kann man auch davon ausgehen, dass der Raub auch keine üblichen strafrechtlichen Konsequenzen hat.
Das Maibaum aufstellen geschieht traditionell mithilfe sogenannter Schwalben oder Micken (= lange Stangen in Gabelform). Diese Latten oder Stangen sind unterhalb des oberen Endes zusammengeschraubt. Damit drücken die Burschen den Maibaum hoch.
Dabei kommt es leider auch vor, dass der Maibaum herausrutscht und einen Teilnehmer trifft. In selten Fällen kommt es zu Querschnittslähmungen, manchmal sogar zu Todesfällen. Das sind gute Gründe, die Risiken beim Maibaum aufstellen zu betrachten.
Bei grober Fahrlässigkeit kann es durchaus sein, dass ein Vereinsvorsitzender in die persönliche Haftung gerät. Dies kann eine finanzielle, aber auch eine strafrechtliche Haftung sein. Man ist immer gut beraten, Sorgfalt walten zu lassen und durch organisatorische Vorkehrungen die Gefahr eines Unfalls so gering wie möglich zu halten. Und für eine ausreichende Versicherung zu sorgen. Vor allem als Verein.
Maßnahmen der Sorgfaltspflicht
Damit das Maibaum aufstellen ideal verläuft, sollten einige Dinge beachtet sein. Schon vorab müssen mögliche Risiken am Aufstellort berücksichtigt werden. Dabei muss bereits klar sein, auf welche Art der Maibaum aufgestellt werden soll. Die Helfer und Helferinnen müssen in den Ablauf eingewiesen werden und über die Gefahren und Besonderheiten des Maibaum aufstellen aufgeklärt werden.
Ebenfalls vorab müssen die Arbeitsgeräte und auch der Maibaum selbst auf Schäden kontrolliert werden. Es sollte selbstverständlich, dass die Helfenden die nötigen Kenntnisse haben, um Tätigkeiten wie Arbeiten mit Motorsäge oder am Kran sicher ausführen zu können.
Bevor es losgeht, müssen Gefahrenbereiche gekennzeichnet (absperren) und sichergestellt werden.
Die aus jungen Fichtenbäumen hergestellten Stütz-Stangen brechen oft. Hier empfiehlt sich die Verwendung von stabilen Rundstäben. Deren Dimension kann man sich durch ein Ingenieurbüro festlegen lassen. Solche Rundstäbe kosten für einen Maibaum bis zu 3’000 €. Vorteil: sie können viele Jahre verwendet werden.
Es ist auch empfehlenswert, den Maibaum vor dem Aufstellen durch einen Holzsachverständigen prüfen zu lassen. Vor allem, wenn der Maibaum über 15 Meter hoch ist. Einige erreichen sogar eine Höhe von 30 Metern. Zum Vergleich: seit 2015 gilt in der Schweiz eine Gebäude mit einer Höhe ab 30 Metern offiziell als Hochhaus.
Maibaum ist vielen Naturkräften ausgesetzt
Die bayrische Versicherungskammer veranstaltet eigene Maibaum-Seminare. Klaus Leuthner ist Experte für Maibaum-Versicherungen bei der Versicherungskammer. Die Fachhochschule Rosenheim habe sogar versucht, eine Formel für die Maibaum-Statik zu finden: «Dazu wurde unter anderem das Schwingungsverhalten unter Wind getestet», sagt Leuthner. «Es hat sich allerdings herausgestellt, dass ein Maibaum sowie die Naturkräfte, denen er ausgesetzt ist, derart viele Variablen aufweisen, dass die verlässliche Berechnung nicht möglich ist.»
Viele Wege führen zum idealen Versicherungsschutz
Wird ein Maibaum von Privatpersonen oder von einem Verein in Privatinitiative aufgestellt, ist der Abschluss einer entsprechenden Haftpflichtversicherung unerlässlich.
Das Maibaum aufstellen übernimmt vielerorts die Feuerwehr. Die Feuerwehrleute sind durch die einschlägigen Feuerwehrversicherungen bestens versichert.
Der beste Weg ist aber, wenn ein Verein sich von der Gemeinde (schriftlich!) beauftragen lässt. Dann besteht beim Maibaum aufstellen Versicherungsschutz durch die Kommunalversicherungen.
In Bayern z.B. hat die Versicherungskammer festgelegt, dass nicht Vereine beauftragt werden dürfen, sondern nur natürliche Personen. Das Direktionsrecht muss bei der Gemeinde verbleiben. In Rheinland-Pfalz sind bei Vorliegen eines gemeindlichen Auftrags auch Vereine versicherbar.
In den Bundesländern bestehen unterschiedliche Versicherungsregelungen. Es empfiehlt sich also, bei der zuständigen Kommunalversicherung anzufragen.
Versichert sind in der Regel alle Tätigkeiten, die mit dem Maibaum aufstellen zusammenhängen und die damit verbundenen Wege. Gesetzlich versichert sind nur Personenschäden, aber keine Sachschäden. Wenn ein Maibaum mal auf ein Auto fällt, hilft nur eine entsprechende separate Versicherung.
Sicherheit beim Maibaum aufstellen
Früher hat man den Maibaum in ein Rohr oder in eine 4-eckige Grube gestellt und dann verkeilt. Diese Art führte zu den meisten Unfällen. Standard heute sind klappbare Metallständer. Diese kann man in einer Schlosserei fertigen lassen.
Es ist erforderlich, dass ein Ingenieurbüro den Maibaumständer dimensioniert. Im Liegen wird der Maibaum in solche Ständer festgeschraubt. Wegrutschen unmöglich. Pro Maibaum fallen Kosten von etwa 10-15’000 € an.
Wer beim Maibaum aufstellen auf die ganz sichere Seite will, geht zu einer Spezialfirma. Es gibt Hersteller wie die bayerische Firma Bidlingmaier.
Der Maibaum darf maximal 5 Jahre stehen bleiben
Vielfach stehen Maibäume nur ein paar Wochen. In Süddeutschland bleiben sie aber oft mehrere Jahre. Für solche Fälle gibt es Regeln, in welchen Zeitabständen die Standsicherheit geprüft werden muss.
Nach einem Jahr Standzeit und nach großen Stürmen ist eine Kontrolle durch einen Holzfachkundigen (Schreiner, Zimmerer) erforderlich. Sind zwei Jahre Standzeit um, muss eine Kontrolle durch einen öffentlich bestellten Holzsachverständigen oder durch einen weitergebildeten Holzfachkundigen erfolgen. Nach drei Jahren ist die Kontrolle durch einen öffentlich bestellten Holzsachverständigen zwingend erforderlich. Danach ist eine solche Kontrolle jährlich durchzuführen. Nach fünf Jahren ist der Maibaum abzubauen. Anstelle der Kontrollen kann natürlich auch der Maibaum abgebaut werden.
Wird das Maibaum aufstellen in deinem Verein gepflegt?
Die Kontrolle des Maibaums muss in allen Fällen über die gesamte Höhe des Maibaums unter Einsatz einer Leiter oder eines Hubwagens erfolgen. Es empfiehlt sich über die Untersuchung eine Dokumentation anzulegen. Muster für eine solche Dokumentation halten die kommunalen Versicherungskammern bereit.
Macht dein Verein mit beim Maibaum aufstellen? Welche Erfahrungen hat dein Vorstand mit diesem Brauch? Lass uns und die Community teilhaben. Wir wünschen ein schönes Maibaumfest.