Die Trennlinie zwischen «mal ausgelacht» oder «gemobbt» werden, mag schmal sein. Sie liegt oft im Auge des Betrachters. Schmerzen tut es allemal. Gibt es auch in Vereinen Mobbing? Wie solltest du mit Mobbing im Vereinsvorstand umgehen? Was kannst du unternehmen und an wen wendest du dich?
Warum ist Vereins-Mobbing kaum erforscht?

Mobbing gibt’s leider auch im Vereinsvorstand.
Konflikte in Vereinen unterliegen dem Vereinsrecht. Oft regeln die Statuten respektive die Satzung, wie bei Konflikten zu verfahren ist. Zuständig sind Gerichte, die meist zugunsten der Mitglieder entscheiden. Viele Vorstände machen Formfehler.
«In 80% aller Fälle werden Betroffene von ihren Vorgesetzen gemobbt. » So beschreibt es die Zürcher Anwältin Regula Bärtschi in einem Online-Text zum Thema Mobbing. «Mobbing durch den Chef nennt man auch “Bossing”.»
Mobbing in der Arbeitswelt ist ein erforschtes Gebiet – Mobbing in der Vereinswelt weniger. Es war gar nicht so einfach, jemanden zu finden, der über Vereins-Mobbing Bescheid weiss. Zwar hat jeder Vorstand eine Hierarchie. Aber den «Boss» wie im Arbeitsleben gibt es oft nicht mehr.
Nur wenige Anwälte sind spezialisiert
Fündig wurden wir in Hamburg. Dort betreibt Margit Ricarda Rolf den Blog Mobbing-Zentrale.de. «Seit 1997 wurde über 11.000 Betroffenen in Deutschland durch eine Beratung bei uns geholfen.» Margit Rolf hat uns zudem – als einzige, siehe unten – überhaupt Auskunft gegeben. Ihre Erklärung:. «Der Kostenfaktor und die Tatsache, dass sich nur wenige Anwälte auf Vereinsrecht spezialisiert haben, sind Gründe dafür, dass kaum Expertise existiert.»
Können wir also im Umkehrschluss davon ausgehen, dass es in Vereinen kaum Mobbing gibt? Die Mobbing-Expertin ist fatalistisch: «Einen Verein kann man jederzeit verlassen. Man kann sogar einen eigenen als Konkurrenz gründen.» Das ist in der Arbeitswelt natürlich schwieriger – einfach mal schnell eine Konkurrenzfirma gründen.
Der Kluge und der Esel

Mobbing im Vereinsvorstand – der Kluge und der Esel!
Es ist jammerschade, wenn ein engagiertes Vorstandsmitglied gemobbt den Verein verlässt. Das Aufwischen der Scherben geht dann auch noch einher mit einer oftmals aufwändigen Suche nach einem neuen Vorstandsmitglied. Darum vorbeugen: Sind die Fronten noch so verhärtet, raten wir – und fällt es noch so schwer – zum direkten Gespräch. Ganz nach dem Schweizer Sprichwort: «Dä Gschiider git nah, dä Esel bliibt stah.» (Der Schlauere gibt nach, der Esel bleibt stehen.) Und du bist ja kein Esel…
Gesprächsangebot bei belastender Situation
Geht es um Mobbing und Vereine, gibt es zwei Kategorien: Vereine, welche Mobbing bekämpfen. Und Vereine, wo Mobbing stattfindet. Bei einer Million Vereine im deutschsprachigen Raum müsste es also ein Einfaches sein, Experten zu finden. Denkste.

Mobbing macht ratlos und traurig.
Erstaunlicherweise winkten alle angefragten Experten ab. Die Zürcher Fachstelle Mobbing ist «zeitlich stark ausgelastet, weshalb wir Ihnen leider keine Antworten liefern können.» Das in Basel tätige Netzwerk look@work bietet gemäss Website «ein Gesprächsangebot bei belastender Arbeitssituation». Eine Arbeitssituation entsteht auch in Vereinen, wo nicht monetär gearbeitet wird. Dennoch findet look@work, «dass wir kaum der richtige Ansprechpartner für Sie sind.» Hoffen wir nur, dass ein Hilfesuchender nicht auf eine ähnliche Mauer stösst…
Bist du Mobbing-Opfer? Dann wende dich bitte an eine Fachstelle.
- Schweiz
Mobbing Zentrale Schweiz
Fachstelle Mobbing - Deutschland
Zeichen gegen Mobbing
Hilfetelefon - Österreich
Stopp Mobbing
Hast du schon Mobbing im Vereinsvorstand erlebt? Wir danke für deinen Kommentar. Du kannst ihn, aufgrund der Sensibilität des Themas, auch verfremden oder anonymisieren.
4 Kommentare
Danke, dass dieses Thema endlich einmal wo veröffentlicht wird! Ja, es gibt Mobbing im Verein und im Vereinsvorstand! Ich „durfte“ dies selbst erleben und habe immer noch daran zu knabbern, wenn ich an diesen unsäglichen Hass denke, der mir entgegen gebracht wurde. Über ein Jahr ist es her, dass ich mein Vorstandsamt nieder gelegt habe / niederlegen musste.
Ich bin eine Frau und deutlich jünger als der männliche Rest. Scheinbar wird dieses Hobby (das ich nicht nennen möchte) immer noch vom Bild des alten Mannes im grauen Anzug geprägt;-).
Die Arbeit durfte ich zwar machen, aber ernst genommen oder respektiert wurde ich scheinbar nie – oder wie soll ich über diese Geschehnisse denken? Ich habe schon einiges gehört, wie „da kann man ja das Zuckerschnäutzchen hinstellen“ bis zu „dann musst Du halt richtig lesen, was da steht“. Trotzdem habe ich die an mich geforderten Aufgaben geschafft und habe mich auch immer für diesen Verein eingesetzt.
Irgendwann war das Verhalten eines Kollegen nicht mehr tragbar. Neben Gestänker, blöden Anredens, Verweigerung einer Zusammenarbeit (Mails wurden grundsätzlich nicht beantwortet, Infos wurden mir nicht weiter gegeben, Fehler wurden mir in die Schuhe geschoben), ging es zum Schluss so weit, dass selbst in der Ablage gewühlt wurde, ob man etwas findet, was man mir zu Last legen kann.
Ich finde dieses Verhalten heute noch abscheulich, wenn ich daran denke. Und ja, ich habe mir Hilfe gesucht! Egal, was ich gesagt habe, es wurde alles gegen mich verwendet. Beweise für meine Unschuld wurden nicht einmal angeschaut. Über ein Jahrzehnt Arbeit und zum Schluss war ich dann die böse, wahrnehmungsgestörte Unruhestifterin, Mobberin und Brandstifterin, bei der es fraglich ist, ob sie für diesen Vorstand würdig genug sei.
Was soll man dazu sagen? Ich hatte keine Chance. Mein Hobby führe ich heute nicht mehr aus.
Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht, liebe Tanja!
Schade, dass in deiner Situation auch deine Offenheit und Bereitschaft zur Diskussion nicht geholfen hat. Zum Schutz deiner Energie und Nerven scheint der Weggang tatsächlich die beste Lösung gewesen zu sein. Wir hoffen, dass deine Leidenschaft, Energie und Motivation in neuen Projekten wertgeschätzt wird, sodass auch du wieder Freude an der ehrenamtlichen Tätigkeit finden kannst.
Beste Grüsse und alles Gute,
Martina vom VereinsTiger
Es ist schade, dass es immer mit Weggang enden muss. Damit verliert man engagierten Nachwuchs.
Es sollten Anlaufstellen/Schiedsstelken beim LSB o. ähnlich für solche Fälle eingerichtet werden.
Bevor Menschen das Ehrenamt verlassen.
lch selbst hatte keinen Fehler gemacht.Der Vorsitzende hatte was vergessen
Und so hatte ich mich ob wohl ich es nicht war Entschuldigt.Von da ab war ich von 6 Personen Missachtet und abgewertet. Bin aus dem Chor Ausgetreten aber es tut Verdammt weh.