Home » Steuerbefreiung für Vereine – die Schweiz in der Zwickmühle

Steuerbefreiung für Vereine – die Schweiz in der Zwickmühle

von Stefan Del Fabro
0 Kommentieren

Gemeinnützig tätig zu sein, ist eine feine Sache. Daher gilt in der Schweiz die Steuerbefreiung für Vereine. Für viele kleine Vereine ist das prima. Aber auch Kolosse wie das IOC oder die FIFA gelten juristisch als Vereine. Obwohl diese internationalen Organisationen steinreich sind, bezahlen sie keine (oder kaum) Steuern. 

Wie die Steuerbefreiung für Vereine zum zweischneidigen Schwert wird

Selbst der Weltbaseballverband hat seinen Sitz nicht in Louisville/USA sondern Lausanne/Schweiz.

Standortvorteil. Ein Begriff, der vor allem von Politikern gerne verwendet wird. Jahrelang war die Schweizer Politik mächtig stolz, dass sich internationale Sportverbände im kleinen Alpenland ansiedeln. Einwohnermässig liegt die Schweiz im globalen Vergleich auf Platz 99. Geht es um die Anzahl internationaler Sportverbände, belegt Helvetien unangefochten Rang 1. 

Der «Atlas der Schweiz» listet 53 Organisationen in der Schweiz auf. Selbst die ur-amerikanische Sportart Baseball sitzt mit ihrem Weltverband WBSC nicht etwa in Los Angeles oder Louisville – sondern in Lausanne. 

Egal ob Baseballer, Wettkampfkletterer oder Bridge – diese Verbände mit Schweizer Sitz sind niemandem ein Dorn im Auge. Der Konflikt schwelt seit Jahren um den Weltfussballverband FIFA und seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges auch um das Internationale Olympische Komitee IOC

Die kühl-schroffe Absage aus Olympia

So hat es nun sogar der betulichen Schweizer Sportministerin Viola Amherd die Hutschnur gelupft. Sie forderte den IOC-Präsidenten Thomas Bach auf zu handeln. Russische und weissrussische Sportfunktionäre sollten in ihren Ämtern suspendiert werden. Die Antwort des IOC fasste der Tages-Anzeiger so zusammen: «Es kam eine kühl-schroffe Absage aus dem Hauptsitz.» Ganz nach dem Motto: «Schert euch um eure Dinge – und mischt euch nicht in unsere Belange ein.»

Die Steuerbefreiung für Vereine gilt auch für das Olympische Komitee. Genau da will der Grünliberale Nationalrat Roland Fischer den Hebel ansetzen: «Eine längerfristige Möglichkeit wäre es, die Steuerbefreiung nochmals zu überprüfen» regte Fischer im Blick an. 

Der Standortkanton Waadt profitiert wirtschaftlich

Ob das etwas bringen würde, bezweifelte hingegen der Wirtschafts- und Sportminister des Kantons Waadt, Philipp Leuba. Dann würden die Verbände einfach wegziehen. «Dass die Verbände von der Steuer befreit sind, ist überall auf der Welt so.»

Der Kanton Waadt als Standortkanton ist interessiert, die Verbände zu halten. «Die Auswirkungen auf die Wirtschaft werden auf 873 Millionen Franken beziffert.» Zu diesem Schluss kommt eine Studie vom Januar 2022. Der kantonale Wirtschaftsminister zählte weitere Gründe auf: «Der Geschäftstourismus führt zu 44’600 Übernachtungen pro Jahr in der Schweiz.» Und die im internationalen Sport beschäftigen Personen bringen dem Kanton Waadt jährlich rund 57 Millionen Franken an Einkommenssteuern.

«Schleierhaft, warum die FIFA gemeinnützig ist»

Die Steuerbefreiung für Vereine für macht Sinn. Wie zeitgemäss das für finanzstarke Player wie die FIFA oder das IOC noch sind, ist eine andere Frage. Immerhin: die FIFA bezahlt Steuern: «Im Gegensatz zu den anderen internationalen Sportverbänden, hat sich der Fussballverband nicht von der direkten Bundessteuer befreien lassen.» Das sind dann jährlich etwa 3 Millionen Franken.

Trotzdem ein Hohn für den Zürcher Kantonsrat Stefan Feldmann: „Es ist mir schleierhaft, wie man die Fifa als gemeinnützigen Verein bezeichnen kann“, sagte der sozialdemokratische Politiker 2018 im Kantonsparlament.

Kommentar schreiben

Nächster Artikel lesen